Vorbildfluss Isel: Kraft bändigen, Leben erhalten
Sicherheit für die Menschen, Raum für den Fluss und das Leben!
Die Kraft eines Wildflusses zu bändigen und gleichzeitig seinen Charakter und seine besonderen Lebensräume zu erhalten: dies ist an der Isel - dem Herzfluss Osttirols - beispielgebend geglückt.
Für die Isel wurde 1991 das erste Gewässerbetreuungskonzept Österreichs erarbeitet. Seither ist die Isel als Musterbeispiel für naturnahen Flussbau ein Vorbild für viele andere: Natürliche flussmorphologische Entwicklungen mit anderswo verschwundenen Lebensgemeinschaften und deren Kostbarkeiten sind in vollem Umfang möglich!
Heute die Isel Ziel vieler flussbaulicher und ökologischer Exkursionen und Thema auf einschlägigen Fachtagungen.
Auch in ihrer Eigenschaft als letzter freifließender Gletscherfluss der gesamten Alpen ist die Isel ein Beispiels-, ein „Erinnerungsfluss“, dessen Eingliederung in das europäische Netzwerk Natura 2000 unabdingbar ist.
Nach den Katastrophen- Hochwässern 1965 und 1966 beließ man der Isel großzügig Raum.
Inzwischen sind zusätzliche Flussaufweitungen dazugekommen, welche Hochwassersicherheit und ökologische Verhältnisse weiter verbessern – mehr Platz für das Leben im Flussraum, mehr Sicherheit für die Menschen entlang des Flusses!
In ihren Aufweitungsbereichen ist die Isel ein verzweigter Fluss („Furkationstyp“): Ihr Bett bildet ein breites, fast vegetationsloses Band (besonders deutlich bei Niederwasser im Frühjahr), welches der Fluss für die Umwandlung seiner verästelten Rinnen beansprucht. Es entstehen also Rinnen, Inseln, Flachwasserbereiche, Strömungskolke und mehr oder weniger stabile Schotter-, Schlamm- und Sandbänke.
Die Dynamik der Isel bildet hier ein Netzwerk von Gerinnen mit vielfältigen Strömungs- und Tiefenverhältnissen, kleinräumig vernetzt, mit verschiedenen Inselformen, von denen manche sehr stabil, andere dagegen kurzlebig sind. Dies wiederum ist die Voraussetzung für den Weiterbestand von Lebensgemeinschaften, die an diese besonderen Verhältnisse angepasst und heute selten und kostbar geworden sind.
So weist das Bett der Isel große Rückhalteräume für Extremfälle auf: es kann viel Wasser aufnehmen und verflacht dadurch Hochwasserspitzen; gleichzeitig gibt es genügend Platz für die Ablagerung von Geschiebe.
Bagger nicht gegen, sondern für die Natur: eine neue Baustelle für Flussraum und Leben. So begann die neue Iselaufweitung oberhalb der Schlaitener Brücke im Frühjahr 2005 ....
... und fertig gestellt im Frühjahr 2006: Die technischen Bauarbeiten der Aufweitung sind beendet – nun wird die Isel selbst ihr verbreitertes Bett weiter gestalten.
Nutzen außerdem für die Wirtschaft:
Die Iselaufweitungen verbessern nicht nur die Sicherheit und die ökologischen Verhältnisse, sondern nützen auch der Bauwirtschaft: Schotter ist ein gefragter Rohstoff, der beim Aushub der Aufweitungen gewonnen wird.
Die Seitengerinne der Isel wie hier der Michelbach sind ökologisch vorbildlich eingebunden worden. Im Ausschotterungsbecken können Murstöße aufgefangen werden; der Bach selbst ist direkt mit der Isel verbunden – ohne jegliches Hindernis für aufsteigende Fische.
Geradezu eine Sehenswürdigkeit ist es, wie im Frühjahr die Äschen aus der Isel in den Michelbach kommen und dort ihre Hochzeit feiern.
Um wissenschaftlich möglichst genaue Angaben über die von der Isel transportierten Materialmengen zu bekommen, wurde im Winter 2006 in Lienz eine Geschiebemesseinrichtung in die Flusssohle der Isel eingebaut.
Durch die Ausleitung der Drau für das TIWAG-Kraftwerk Strassen-Amlach fehlen ja in der Oberen Drau in Kärnten bedeutende Geschiebemengen.
Die Isel ist immer wieder Ziel von Fachtagungen und Exkursionen, die an die Isel kommen, um dieses Musterbeispiel für effiziente und naturnahe Flussbetreuung zu studieren.
Eine Anerkennung für Osttirols Flussbau!
.... und auch die Besonderheit ihrer Lebensräume und die Bioindikatoren für ihre ökologische Intaktheit und Kostbarkeiten kennen zu lernen.
Die Isel als alpenweiten Referenzfluss zu erhalten und in das europäische Naturschutznetzwerk Natura 2000 einzugliedern ist eine Forderung der Wissenschaft.