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Kostbarkeiten der Isel



Lebensräume wie die Isel sind in Mitteleuropa selten geworden, damit auch manche ihrer Bewohner.

Bevor sie durch Gewässerregulierungen und Kraftwerksanlagen verbaut waren, zeigten früher alle größeren Bäche und Flüsse das, was heute nur mehr an ganz wenigen Gewässern vorhanden ist und auch die Isel noch besitzt:
Einen in weiten Bereichen dynamischen Flussraum mit Sand-, Kies- und Schotterbänken, entstanden und immer wieder neu entstehend durch permanente Umlagerung. Das wiederum ist die Voraussetzung für bestimmte Lebensformen, die sich an diese ständige Veränderung angepasst haben und sie benötigen, z.B. die Deutsche Tamariske.

Damit ist die Isel auch vorgesehen und unverzichtbar für das europäische Netzwerk Natura 2000, in welchem Kostbarkeiten unseres Kontinentes späteren Generationen erhalten werden sollen.


Deutsche Tamariske an der Isel – durch TIWAG-Kraftwerke bedrohtEine der seltensten Pflanzen der Alpen ist die Deutsche Tamariske, die als einzige ihrer Gattung in Mitteleuropa vorkommt.
Sie sieht nicht besonders spektakulär aus: ein eher kahler, bis zwei Meter hoher Strauch, mit sehr kleinen, graugrünen, schuppenartigen Blättchen; die kleinen hellrosa oder weißlichen Blüten stehen in Ähren an den Zweigenden; die Samen tragen lockere weiße Haarbüschel zur Verbreitung
Sie war früher – jedes ältere Botanikbuch ist Zeuge – an unseren Flüssen weit verbreitet, heute ist sie eine ausgesprochene Kostbarkeit.



Jungtamarisken an der Isel – durch TIWAG-Kraftwerke bedrohtSie ist eine charakteristische Pionierpflanze auf jungen Sand- und Schotterbänken im Überschwemmungs- bereich. Mit tiefreichendem Wurzelwerk und biegsamen Zweigen kann sie sich im Hochwasser behaupten. Sie ist sehr lichtbedürftig.
Da sie von Weiden und Erlen leicht überwuchert wird, kann sie sich auf Dauer nur dort halten, wo durch die Umlagerungsarbeit des Flusses immer wieder neue Sand- und Schotterbänke entstehen.
Die Tamariske ist also eine Leitart, ein Bioindikator für naturnahe Fließstrecken von Gewässern.
Diese regelmäßig überschwemmten, immer wieder umgelagerten Bereiche sind lückenhaft mit Vegetation (Tamarisken, Alpenschwemmlingen) bestan-den. Dieser Lebensraumtyp ist eingestuft als „kleinflächig, selten und stark gefährdet“.


Seltene Weiden-Tamariskenflur an der Isel – durch TIWAG-Kraftwerke bedrohtWo längere Zeit keine Umlagerung durch den Fluss erfolgt, werden die Tama-risken zum Teil durch Weiden und Erlen überwachsen und können sich - von den Rändern abgesehen - auf längere Dauer nur in geringer Zahl halten – wie hier im Hintergrund zu sehen.
Diese „Weiden-Tamariskenflur“ ist europaweit eingestuft als „sehr selten, von vollständiger Vernichtung bedroht“.
Beide Lebensraumtypen kommen nebeneinander vor und können ineinander greifen..



Lebensraum der Tamariske – durch TIWAG-Kraftwerke bedrohtGegenüber dem Oberem Lech und dem Tagliamento, den beiden anderen großen Wildflüssen des Alpenraumes, führt die Isel als Besonderheit sehr viel Feinmaterial, welches vor allem aus der Arbeit der Gletscher ihres Einzugsbereiches stammt.
An manchen Stellen kann es regelrechte Sand- und Schlickbänke bilden, vor allem aber füllt es die Lücken zwischen dem groben Geschiebe und verbessert so die Lebensbedingungen für die Pioniersiedler unter den Pflanzen. Insbesondere die Jungpflanzen der Tamariske lieben für Keimung und Wachstum solche Stellen.


Deutsche Tamariske in HerbstfärbungHerbstliche Tamariske: Ihre zarten beblätterten Seitentriebe haben sich schon verfärbt.


Deutsche Tamariske in „Wintertracht“Noch später im Jahr werfen die Pflanzen den größten Teil ihrer Seitentriebe ab; die robusten, dunklen Haupttriebe überdauern den Winter.

[Bild /media/uferreitgras_isel_kl.jpg nicht gefunden!]Eine andere Besonderheit der Isel sind die Uferreitgrasrasen – hier in zartbrauner Herbstfärbung. An regulierten Gebirgsflüssen verschwanden sie schon längst.


Kostbarkeit Flussuferläufer – durch TIWAG-Kraftwerke bedrohtUnter den Vögeln der Isel ist der Flussuferläufer eine besondere Kostbarkeit. Da er geeignete Brutbedingungen nur an naturnahen Fließgewässern findet, sind seine Bestände überall in Europa stark zurückgegangen.
Er lebt am Wasser und benötigt freie Kiesflächen als Nistplatz. Seine Eier liegen dort in einer flachen Mulde und haben perfekte Tarnfärbung. - Foto K.Dapra


Küken des FlussuferläufersDie Küken des Flussuferläufers sind ausgeprägte Nestflüchter, die kurz nach dem Schlüpfen die Brutmulde verlassen. Ihre Nahrung finden sie am Ufer auf Schlick- und Sandflächen, die nur mehr an naturbelassenen Fließgewässern zu finden sind.


Der seltene Huchen – durch TIWAG-Kraftwerke bedrohtDer Huchen oder Donaulachs ist der größte heimische Lachsfisch. Er lebt nur im Stromsystem der Donau und kommt aus der oberen Drau auch bis in die Isel. Zum Laichen benötigt er kiesigen Grund, in welchen das Weibchen Laichgruben schlägt. Die abgelegten Eier werden mit Kies zugedeckt.
Der Huchen steht als gefährdet auf der Roten Liste.


Die Koppe – durch TIWAG-Kraftwerke bedrohtDie nachtaktive Koppe ist ein höchstens 15 cm langer tarnfarbiger Fisch. Sie liebt reines Wasser mit Kies- und Steinboden. Tagsüber hält sie sich meist unter großen Steinen oder Wurzeln verborgen und beginnt erst in der Dämmerung mit der Nahrungssuche. Ihre Larven und Jungfische leben bis zu 50 cm tief in der Gewässersohle. Sie ist eine wichtige Nahrungsgrundlage für Huchen, Äsche und Forellen und durch Regulierungsmaßnahmen in Europas Flüssen sehr selten geworden; auch sie steht auf der Roten Liste.


Das kostbare Rosmarin-Weidenröschen – durch TIWAG-Kraftwerke bedrohtDas hübsche Rosmarin-Weidenröschen ist ein typischer Bewohner von Kies- und Schotterfluren und damit auch an der Isel heimisch.

Von ihm ernähren sich die Raupen des Fledermausschwärmers. - Foto H. Deutsch.


Der Fledermausschwärmer – durch TIWAG-Kraftwerke bedrohtDer nachtaktive Fledermausschwärmer ist ebenfalls eine Besonderheit an der Isel; hier wachsen die Futterpflanzen seiner Raupen. Diese verbergen sich tagsüber in der Nähe ihrer Nahrung unter Steinen. - Foto H. Deutsch.


Rarität Gelbbauchunke – durch TIWAG-Kraftwerke bedrohtAn der Isel lebt als typischer Auwaldbewohner die Gelbbauchunke, die in weiten Teilen Europas verschwunden ist. Ihr genügen kleinste Tümpel – oft nur wassergefüllte Radspuren auf einem Weg. Dort hört man im Frühjahr auch die Männchen rufen: ein leises, melodiöses „..uh..uh..uh..“


Gelbbauchunke in SchreckstellungWenn sie an Land überrascht wird und sich in Gefahr glaubt, wirft sie sich auf den Rücken, biegt den Rücken durch und dreht ihre Gliedmaßen an den Seiten nach oben: so wird ihre grellbunte Unterseite zur Abschreckung sichtbar.

Gelbauchunken stehen auf der Roten Liste der Geschützten Tierarten . Sie sind nach der Fauna-Flora- Habitat-Richtlinie der EU landes- und EU-weit eine vollkommen geschützte Art; überdies ist die Gelbbauchunke Bestandteil der Berner Konvention.