Frohe Weihnachtstage und ein gutes neues Jahr 2019 - auch für Osttirols Gewässer und die Natur insgesamt - wünscht Netzwerk Wasser Osttirol allen Freunden und Helfern.
Wir werden uns mit Ihrer Unterstützung wie bisher für die Erhaltung unserer noch vorhandenen Kostbarkeiten einsetzen.
Bild: Rauhreifgeschmückte Tamarisken an der Isel inmitten des Virgentales
Wir haben darüber bereits berichtet:
Wie ein Naturbach in Kals durch eine widerrechtliche Bewilligung zum Geldesel für einen Agrarobmann werden soll.
Nun aber konnten durch gezielte Anfragen im Landtag auch die Hintergründe hierzu aufgezeigt werden, legt Dolomitenstadt dar; dort finden sich auch die Texte der Anfragen und ihrer Beantwortungen.
Ein ganz besonderes Politlehrstück Tiroler Art, wie hierzulande mit Teilen unser Natur umgegangen wird!
Foto: WWF
Von den Dolomiten in das Herz der Hohen Tauern
Der Tourismusverband Osttirol stellte ein neues Projekt vor, an dem schon konkrete Vorarbeit geleistet wurde und das im kommenden Jahr 2019 das Tourismusangebot Osttirols wesentlich bereichern soll:
Der Iseltrail.
Die regionalen Medien berichten darüber, z.B. die Tiroler Tageszeitung mit einem zusätzlichen Kommentar "Fluchtpunkt Isel", die Kleine Zeitung, der ORF Tirol. Am ausführlichsten informiert "Dolomotenstadt.at", aus deren Beitrag wir hier ausführlich zitieren:
"Worüber andere Regionen in und um Österreich etwa mit dem Lechweg, dem Alpe-Adria-Trail oder dem Bärentrail verfügen, das soll schon bald auch Osttirol bereichern – ein kompaktes, auffälliges und regionales Leitprodukt. Osttirol soll nachhaltiger im Naturtourismus positioniert werden, der TVB Osttirol mit Obmann Franz Theurl wartet deshalb nun mit einem ambitionierten Projekt im Iseltal und der Nationalpark-Region auf: einem Mehrtageswanderweg von Lienz bis zum Gletschertor am Fuße des Großvenedigers.
Unter dem Arbeitstitel „Iseltrail“ wurde in den vergangenen Monaten intensiv an der Umsetzung dieses Wanderangebotes entlang des Gletscherflusses gearbeitet, wie Matthias Schickhofer erklärt. Der Naturfotograf und PR-Berater, der als „Erfinder“ des Bärentrails im Waldviertel gilt, hat sich im Zuge seiner Mitarbeit am Projekt in den vergangenen Monaten an die wilden Orte und versteckten „Perlen“ an der Isel begeben und daraufhin ein Routenkonzept erstellt.
Mit dem Infopoint im „Headquarter“ des Tourismusverbandes als Ausgangspunkt soll der Wanderweg direkt in Lienz starten und dann durch das Iseltal – immer entlang der Fluten des Gletscherflusses – über Matrei und das Virgental bis zum Gletschertor im Nationalpark Hohe Tauern führen.
Der Iseltrail werde Genusswanderern, Naturliebhabern und Wildnisfans ein einzigartiges Erlebnis bieten und dem Trend des mehrtägigen Wanderns folgen. Die Möglichkeit, sich für ein „Waldbad“ auf Holzbänken niederzulassen sowie für therapeutische Nutzung der Gischt – dem Gemisch aus Wasser und Luft, das bei Wasserfällen entsteht – soll zudem die Zielgruppe des Projekts erweitern.
Auch dem immer öfter auftretendem Phänomen der „Hitzeflüchter“ aus trockenheitsgeplagten Gebieten wie der Adria-Region, soll mit den im Sommer erfrischend kühlen Ufern der Isel eine Lösung geboten werden. Je nach körperlicher Verfassung sollte die rund 80 bis 90 Kilometer lange Route in fünf bis sieben Tagen zu bewältigen sein. Dabei werden knapp 2000 Höhenmeter zurückgelegt, die größten Anstiege müssen auf den letzten Abschnitten Richtung Gletschertor zurückgelegt werden.
Den „Iseltrail“ könne man laut Schickhofer etappenweise mit wechselnden Quartieren oder stationär von einem „Basis“-Quartier aus erwandern. Dank der vorhandenen Campingplätze soll auch das Zeltwandern ermöglicht werden. Sämtliche Shuttles sollen zudem für „Iseltrailer“ kostenlos nutzbar sein.
Als nächster Schritt soll im Rahmen eines Stufenplans schnellstmöglich an der Umsetzung einer Basis-Variante gearbeitet werden, die dann bereits im kommenden Sommer eröffnet werden soll. „Wer uns kennt und weiß, wie wir in der Vergangenheit an Trails gearbeitet haben, kann sich sicher sein, dass wir das schaffen können“, gibt sich Theurl selbstbewusst. Laut Schickhofer seien größere Baumaßnahmen nicht notwendig, „da wir hauptsächlich bestehende Wege verwenden werden, handelt es sich im Wesentlichen nur noch um die Erschließung der besagten Naturperlen und die adäquate Beschilderung des Trails.“
Ist diese Basis-Variante eingerichtet, soll in den folgenden Jahren sukzessive an der Erweiterung des Trails gearbeitet werden. Aussichtsplattformen könnten errichtet werden und ein Alpinsteig durch die Große Iselschlucht. Bestehende Ausflugsziele, wie etwa die „Gletscherwelten“ in Prägraten, werde man ebenfalls in das Projekt einbinden.
Mit der Errichtung der Iseltrails soll auch ein umfangreiches Infoangebot im Web und vor Ort starten. Zudem soll das Projekt dank Sozialer Medien und einheitlichem Branding als neue Outdoor-Marke gestärkt werden.
Im „Iseltrail“ sieht Franz Theurl großes Potenzial für eine nachhaltige Angebotsentwicklung für Osttirol und dabei vor allem für die Iselregion, die laut dem Obmann schon lange eine touristische Weiterentwicklung in dieser Größenordnung nötig habe.
Diese Ansicht sorgt auch für eine Welle der Euphorie unter den Bürgermeistern der größeren Gemeinden entlang des geplanten Iseltrails. Der Aineter Bürgermeister Karl Poppeller ist gar davon überzeugt, dass der Trail entlang der Isel 'Europas schönster Weitwanderweg' werden wird."
Die Isel ist der letzte große, noch freifließende Alpenfluss Österreichs und gleichzeitig der größte noch freie Gletscherfluss der Alpen.
Der Iseltrail wird ein würdiges Gegenstück zum Weitwanderweg am großartigen Nordalpenfluss Lech werden.
Die EU überprüft die Wasserrahmenrichtlinie.
Diese soll bis Ende 2027 Europas Gewässern einen zumindest "guten ökologischen Zustand" zurückgeben und eine Verschlechterung vermeiden. Allerdings gibt es starke Bestrebungen von Seiten der Wirtschaft und einzelner Mitgliedsstaaten, die Wasserrahmenrichtlinie zu schwächen.
Im Rahmen einer öffentlichen Konsultation kann nun für die Wasserrahmenrichtlinie Stellung bezogen werden - es ist wichtiger denn je, dass Menschen in ganz Europa sich für den Erhalt unserer Flüsse einsetzen.
Machen Sie mit - zum Beispiel über die Seite des Umweltdachverbandes - jede Stimme zählt!!
Danke!
Die Naturkundliche Arbeitsgemeinschaft Osttirol (NAGO) lädt zu einem gerade für Osttirol besonders interessanten und aktuellen Vortrag:
"Der Naturpark Tiroler Lech".
Der Lech ist in seinem Tiroler Abschnitt sozusagen das nordalpine Gegenstück zur zentralalpinen Isel - ebenfalls mit äußerst naturnahen Wildflusstrecken und ganz besonderen Lebensräumen.
Die Referentin Mag. Marlene Salcher arbeitet in der Geschäftsführung des Vereins Naturpark Tiroler Lech. Dieser erhielt die Auszeichnung "NATURPRK DES JAHRES 2017" und könnte ein Vorbild für die Iselregion sein; wir haben im Vorjahr darüber berichtet.
Der Vortrag findet Mittwoch, 03.10.2018, pünktlich um 19.30 Uhr in der neuen Stadtbücherei Lienz statt (Zugang über den Innenhof).
Das Programm,
(auch zu weiteren Veranstaltungen der NAGO im Herbst/Winter 2018/19)
Foto Robert Eder
In Osttirol ging ein weiteres Kraftwerk in Bau. Seine Bewilligung widerspricht krass den geltenden rechtlichen Bestimmungen und Empfehlungen, angefangen von der Wasserrahmenrichtlinie (siehe "Weser-Urteil" des EUGH)) über die Kriterien des Landes bis hin zur kritischen Einschätzung der Gutachter.
Es handelt sich um den Lesachbach in Kals, einen Zubringer zum Kalserbach und damit zur Isel. Sein unterer Teil wird zwar schon stromwirtschaftlich genützt; nun soll aber auch sein besonders hochwertiger Lauf von der Lesachalm weg verrohrt werden.
Hintergrund dieser Aktion ist die Absicht des Obmannes der Agrargemeinschaft Lesachtal, im Talschluss einen Alpengasthof mit angeschlossenen Chalets zu errichten; zur Stromversorgung sei ein "Kleinkraftwerk" nötig.
Dass solche Wünsche bei der Tiroler Landesregierung großes Verständnis finden, ist durchaus verständlich - ist doch LHStV. Geisler einerseits zuständig für Wasserrecht und Wasserwirtschaft sowie Energiewesen, zugleich aber auch für die Land- und Forstwirtschaft; er ist auch Obmann des Tiroler Bauernbundes und wird als solcher für Anliegen von Agrargemeinschaften ein sehr offenes Gehör haben.
Pünktlich mit dem Tag des Wasserrechtsbescheides haben die Bauarbeiten begonnen; die Zufahrtswege in das bislange beschauliche Lesachtal werden von schweren LKWs befahren.
Was eine Werbetafel verkündet:
Das "Glödisrefugium Lesachalm", "umgeben vom Nationalpark Hohe Tauern, der Ursprünglichkeit bewahrt", soll "hier die Natur für den Menschen ganz besonders erlebbar" machen....
Natur ohne Wasser, welches widerrechtlich zum großen Teil abgeleitet werden soll??
Gegen diese (in Österreich leider durchaus übliche) offenkundige Rechtsbeugung wird nun der WWF rechtliche Schritte ergreifen:
dazu Berichte der Tiroler Tageszeitung und von Dolomitenstadt.
Fotos: WWF
"Neu gesetzte Tamarisken sollen Kraftwerk aufwerten" berichtet die Tiroler Tageszeitung über Umweltambititionen der Tiroler Stromgesellschaft.
Zur Erinnerung:
In den Jahren 2005 und 2006 wurde ein Kraftwerk an der unteren Schwarzach gebaut und im Herbst 2007 eröffnet. Schon bei der pompösen Einweihung wurde betont, dass diese erste Ausbaustufe noch "bestmöglichst mit der zweiten Ausbaustufe" ergänzt werden soll.
Was hinter diesem zweistufigen Ausbau steckt, haben wir schon seinerzeit dargelegt: Zuerst ein kräftiger zehnjähriger Griff in den Ökostromtopf und erst nach Ablauf der Förderperiode die Ausleitung weiteren Schwarzachwassers! Hierfür ist es nun soweit.
Allerdings ist inzwischen deutlich geworden: Die Isel samt Zubringern beherbergt die vitalsten mitteleuropäischen Vorkommen der Deutschen Tamariske (auch Ufertamariske, Myricaria germanica, eine Zeigerpflanze für Fluss-Pioniergesellschaften); andererseits ist Österreich seinen Verpflichtungen für Natura 2000 viel zu gering nachgekommen, nach denen solche Lebensgemeinschaften zu erhalten sind.
Dies hat die EU auch bis in die jüngste Zeit mehrfach eingefordert, Österreich aber mit Widerstand nur teilweise befolgt. Tirol brachte zwar den Fluss Isel insgesamt, ihre Zubringer aber nur zum Teil und stückweise in Natura 2000 ein.
Dabei sparte man auch den größten Teil der Schwarzach aus, für deren mittleren Abschnitt auch ein Kraftwerksprojekt beantragt ist und deren unterer Teil von der TIWAG nun eben noch intensiver genutzt werden soll.
Und hier setzt nun der ökologische Ablasshandel der TIWAG mit der Behörde ein: Erlaubnis für noch mehr dauerhaften Wasserentzug, dafür die Verpflanzung einiger Tamarisken - als ob diesen Pioniersiedlern nicht ungleich mehr dadurch geholfen wäre, wenn man ihren Lebensraum intakt (- also der Schwarzach ihre volle Wasserführung und damit auch Abflussdynamik -) ließe!
Zu dieser "Pflanzerei" bringt Dolomitenstadt einen überaus treffenden Kommentar.
Eine Genehmigungsautomatik im UVP-Verfahren kann zu Missbrauch regelrecht anregen, belegt ein UVP-erfahrener Fachmann in "oekonews".
Schon jetzt können Genehmigungsverfahren deshalb überlang dauern, weil Projektwerber oft mehrere Jahre benötigen, um fehlende oder fehlerhafte Unterlagen nachzubessern, wie am Beispiel der Asfinag erläutert wird. Auch kann es bei Großprojekten nach öffentlicher Auflage manchmal bis zu zwei Jahren dauern, bis überhaupt die UVP-Gutachten fertig sind.
Eine Genehmigungsautomatik nach 9 Monaten "steht im Konflikt mit allen erdenklichen europarechtlichen und verfassungsrechtlichen Anforderungen, und möchte jene belohnen und zum Rechtsmissbrauch einladen, die bei Großprojekten für mitunter Jahre der Verfahrensverschleppung verantwortlich sind"
(UV-Experte Wolfgang Rehm).
Der gesamte Beitrag in "oekonews" zum Nachlesen
2005 hat Österreich die Aarhus-Konvention ratifiziert, bis heute aber nicht umgesetzt; wir haben mehrfach darüber berichtet.
Seit Jahren läuft deshalb ein Vertragsverletzungsverfahren der Europäischen Kommission gegen Österreich. Nunmehr will Österreich diese Kritik ausräumen; im Ministerrat wurde am Mittwoch ein Umweltpaket beschlossen, so der Standard und die Tiroler Tageszeitung
Zugleich aber setzt die schwarzblaue Regierung zu einem Frontalangriff gegen Natur- und Umweltschutz an:
Für Großprojekte ist ein "Verfahrensautomatismus" vorgesehen, nach welchem gleichsam automatisch ein solches Projekt genehmigt sei, wenn nicht innerhalb von 9 Monaten eine gerichtliche Entscheidung erreicht wird. Das gibt zu größter Sorge Anlass, wie ebenfalls der Standard ausführt:
"... schlicht verfassungs-, unions- und völkerrechtswidrig und ein Anschlag auf unser rechtsstaatliches Grundprinzip ..." ist dieser Automatismus nach Meinung des Umweltdachverbandes.
Eine derartige Generalmobilmachung gegen die Restbestände unserer intakten Natur und Umwelt ist gleichzeit ein Anschlag auf die Schwächsten in unserer Gesellschaft, die sich ihr Lebensumfeld nicht aussuchen können und am meisten unter einer Minderung der Umweltqualität und dem Verlust naturnaher Erholungsräume leiden.
Aber sich stark machen gegen Schwache ist in dieser Regierung ja keineswegs verpönt.
Aber: An Kurz und Strache: So nicht!!!
Die mündlicheVerhandlung zur Umweltverträglichkeit des geplanten Ausleitungkraftwerkes am Tauernbach erfolgte vom 4. bis 7. Juni 2018.
Tirols Umweltanwaltschaft sieht zu wenig Nutzen und zu große Eingriffe und lehnt das Projekt ab; "das öffentliche Interesse ist nicht vorhanden" berichtet heute exklusiv die Tiroler Tageszeitung.
Damit kommt die Umweltanwaltschaft zu einer ähnlichen Beurteilung, wie sie im Verfahren auch von verschiedenen Umweltorganisationen wie Alpenverein, WWF, Umweltdachverband oder auch dem Verein Erholungslandschaft Osttirol geltend gemacht wurde.
Die Tiwag allerdings verbreitet nach wie vor ihre frommen Werbesprüche von den "20.000 Haushalten", die mit diesem Kraftwerk versorgt werden könnten.
Unser Bild vom winterlichen Tauernbach sagt dazu alles.
WWF, Alpenverein und Naturfreunde starten eine Petition:
"RETTEN WIR DIE SEELE DER ALPEN"
Nur mehr 7% Österreichs sind noch weitgehend naturbelassen und frei von technischer Infrastruktur, Verkehr und Lärm. Doch selbst diese letzten alpinen Freiräume sind akut bedroht. Sie sollen für zukünftige Generationen erhalten bleiben.
Die Petition (Information und Zugang)
Bitte unbedingt teilnehmen - ganz auch in unserem Sinn: Die Bäche unserer Täler sind ihre Seele.
Wie zur Bestätigung ihrer rückwärts gerichteten Strompolitik (siehe unten) treibt die TIWAG ihr Kraftwerksprojekt Tauernbach weiter. Bei einer jüngsten Presseveranstaltung in Osttirol propagiert sie dieses Kraftwerksprojekt mit "Strom für 20.000 Haushalte" und "für den regionalen Verbrauch" (Kleine Zeitung vom 18.05.2018). Diese Werbeunsinn lief pikanterweise zeitgleich mit einer Interviewaussage des Generaldirektors der Verbundgesellschaft Anzengruber, der auf die Probleme winterlicher Stromengpässe in Österreich hinwies, welche immer mehr Stromimporte erfordern (Kleine Zeitung 18.05.2018).
<- Dieses Wässerlein soll 20.000 Haushalte mit Strom versorgen??
Wären diese Propagandaphrasen der TIWAG ernst zu nehmen, müssten sie als gefährliche Drohung aufgefasst werden: Die Turbinen des Sommerkraftwerkes Tauernbach würden im Winter nahezu keinen Strom liefern - der größte Teil Osttirols müsste mit diesem "regionalen Kraftwerk für den regionalen Verbrauch" im Winter ohne Strom auskommen.
Schon vor Jahren haben wir auf diesen Widersinn hingewiesen. Aber immer noch versuchen die TIWAG-Leute, solchen hohlen Werbeunsinn in das Volk zu streuen.
Vielleicht glaubt ihnen der eine oder andere Politiker, dem aus seinem Dienstauto noch kein Blick in einen winterlichen Gletscherbach gelang. Der Bürger vor Ort aber fühlt sich für dumm verkauft.
Es gibt außer der TIWAG auch andere Stromkonzerne in Österreich, die an der Wasserkraft verdienen - aber innovativ in eine sich ändernde Zukunft gehen.
Die Austrian Hydro Power AG ("Verbundgesellschaft") besitzt mit dem Pumpspeicherkraftwerk Malta-Hauptstufe das leistungsstärkste Pumpspeicherkraftwerk Österreichs und darüber hinaus noch eine Reihe weiterer großer Wasserkraftanlagen.
Allerdings erklärte schon 2013 Verbund-Generaldirektor Anzengruber "alle neuen Kraftwerksprojekte auf Eis gelegt, jährliche Investitionen von mehr als einer halben Milliarde Euro sind nicht mehr drin" (Kleine Zeitung 20.7.2013).
Zudem zog sich die Verbundgesellschaft aus schon laufenden Projekten mit anderen Stromgesellschaften zurück. So verstand sie es zeitgerecht, ihren Anteil am Gemeinschaftskraftwerk Oberer Inn (GKI) der TIWAG anzudienen, die nun damit allergrößte Probleme und immense Kostensteigerungen hat.
Auch verschiede Landesgesellschaften suchen in einer Zeit des umbrechenden Strommarktes zusätzliche Möglichkeiten und neue Wege:
Die Wien-Energie startete eine umfassende Solarstrom-Offensive ; in den kommenden zwölf Jahren sollen in Wien je nach Baufortschritt 600 Megawatt Photovoltaik-Leistung zur Verfügung stehen.
Die KELAG in Kärnten hat schon früh ihre Geschäftsfelder über die bloße Wasserkraftnutzung hinaus ausgeweitet, gehört heute zu den größten Wärmeanbietern Österreichs aus Biomasse, erzeugt Windstrom im Burgenland und auch in EU-Staaten Osteuropas und macht nun Werbung für Sonnenstrom - z.B. für "Kleinkraftwerk erobert Balkonien". Auch bietet sie privaten Sonnenstrom-Erzeugern mit dem "Sonnenplus-Speicher" die Möglichkeit, ihren Strom zu Zeiten des Überschusses in Kelag-Pumpspeichern vorübergehend bis zu eigenem Verbrauch vorrätig zu halten.
Besonders intensiv befasst sich die Salzburg AG mit Photovoltaik.
Schon vor Jahren hat sie mit der Entwicklung smarter Netze begonnen, bereits 2014 führte sie ein Bürgermodell für Solarmodule ein, unterstützt konkret die Nutzung von Gemeinschafts-Solaranlagen, hat innovative Angebote für die gemeinschaftliche Erzeugung von Sonnenstrom und dessen Zwischenspeicherung, wirbt mit «Solarstrom für alle» und für «Selbstversorgung» mit Sonnenstrom.
Und unsere TIWAG?
Obwohl schon vor Jahren dokumentiert wurde, dass über Photovoltaik der Strombedarf ganz Tirols gedeckt werden könnte, bleibt ihr Horizont eng beschränkt. Sie redet Kindern weitere Wasserkraft ein und scheint auf diese geradezu autistisch einseitig fixiert, wie der jüngste Geschäftsbericht wiederum bestätigt.
Für diesen im Gegensatz zu anderen Stromkonzernen erschreckend engen Tunnelblick auf weitere große Wasserkraftwerke könnte es allerdings einen einleuchtenden Grund geben: Die besondere Struktur ihres Aufsichtsrates mit einem Präsidenten, der sich an TIWAG-Großprojekten dumm und dämlich verdient.
Wieder einmal ließ sich konkret nachweisen, was alle Umweltbesorgten in Österreich immer wieder beobachten : Unser Land nimmt eingegangene Umwelt-Verpflichtungen nicht ernst und unterläuft sie immer wieder.
Hierfür ist auch der Umgang mit der Wasserrahmerichtlinie (WRRL) und ihrem Verschlechterungsverbot ein eindrucksvolles Beispiel. So hat Österreich zu ihrer Umgehung einen eigenen Ausnahmeparagrafen im Wasserrechtsgesetz geschaffen (§ 104a).
Allerdings hat der Europäische Gerichtshof im Jahre 2015 das Verschlechterungsverbot konkretisiert (siehe: „Europäischer Gerichtshof stärkt Wasserrahmenrichtlinie“).
Dieses sogenannte "Weser-Urteil" sollte dazu führen, dass gerade auch in Österreich ökologische Kriterien in Genehmigungsverfahren stärker als bisher erhoben und berücksichtigt werden.
WWF und ÖKOBÜRO haben sich in einer Studie angesehen, wie das Weser-Urteil in der Realität der vielen, kleinen Verfahren in ganz Österreich berücksichtigt wird.
Dazu wurden 200 Bescheide zu Wasserkraftprojekten gesichtet und 61 davon im Detail analysiert. Das Ergebnis zeigt, dass die neue Rechtslage seit dem Weser-Urteil nur unzureichend angewandt wird:
- Nur knappe 30 Prozent der 61 im Detail analysierten Bescheide haben das Weser-Urteil berücksichtigt.
- Es zeigt sich deutlich, dass bei einem großen Anteil der Bescheide nicht beurteilt werden kann, ob das Weser-Urteil berücksichtigt wurde, weil es keine objektiv nachvollziehbare Darstellung gibt.
- In einer weiteren Kategorie an Bescheiden wurde das Urteil nicht berücksichtigt, sondern die bisherige Praxis weitergeführt bzw. wurden trotz festgestellter Verschlechterungen ohne Ausnahmeverfahren Bewilligungen erteilt.
Weiters wurden derzeit geplante Projekte angesehen und jeweils abgeschätzt, ob sie voraussichtlich ein Ausnahmeverfahren benötigen werden. Ergebnis: Der Großteil der geplanten Kraftwerke benötigt das besondere Verfahren.
Was es für eine bessere Umsetzung des Verschlechterungsverbotes der WRRL aus Sicht von WWF und ÖKOBÜRO braucht: Empfehlungen des WWF
Die fast unglaublichen und skandalösen Vorgänge und Verfahren um die einzigartige Schwarze Sulm sind nun in der neuen Kurzfilm-Serie "Die Koralpensaga" erklärt.
Es werden nicht nur verschiedene Facetten der Behördenwillkür aufgedeckt, sondern auch ausgesuchte Bilder von Koralm und Schwarzer Sulm gezeigt, welche für die Erhaltung dieser außerordentlichen Landschaft plädieren.
Abrufbar sind die Filme auf der Seite der örtlichen BI
oder direkt auf Youtube: Episode 1, Episode 2 und Episode 3
Bitte ansehen und weitersagen!
Obwohl der Tauernbach im Winter wie alle Gletscherbäche kaum Wasser führt, plant die TIWAG seit Jahren eine Ausleitung des Tauernbaches und hat im Vorjahr ein Projekt zur Umweltverträglichkeitsprüfung eingegeben.
Der Tauernbach ist der größte Wasserzubringer der Isel und sollte nach Fachmeinung in die Natura 2000-Erklärung einbezogen werden. Auch die Europäische Kommission erwartet sich nach wie vor eine Vervollständigung der Ausweisung - da wird auch eine Blockade der Gespräche durch Tirol nicht von Dauer sein können.
Nun melden sich die Umweltvereine mit einer Presseaussendung zu Wort und treten für einen zügigen Abschluss des Natura 2000-Nachnominierungen ein; der Tauernbach muss in das Schutzgebietsnetzwerk einbezogen werden.
Schon im Juni 2017 hatte der Verein Erholungslandschaft Osttirol auf die vielfältigen Naturgefahren im Tauerntal hingewiesen, welche durch ein unwirtschaftliches Ausleitungskraftwerk der TIWAG nicht noch weiter erhöht werden dürfen.
Eine eindrucksvolle Bestätigung für die immer wieder auftretenden Naturgefahren des Tauerntales war dann die gewaltige Mure des Petersbaches am 5. August 2017, welche beinahe ein Urlauberauto auf der Felbertauernstrasse mitgerissen hätte und den Talboden bei Raneburg großflächig verwüstete.
Sogar der Tauernbach wurde aus seinem Bett zum Gegenhang gedrängt. Hätte die Druckrohrleitung schon in ihrem geplanten Verlauf gelegen, wäre sie freigelegt und unterspült worden; ein Bruch hätte die durch die Mure bewirkten Schäden massiv verstärkt und womöglich andere Versorgungseinrichtungen gefährdet. Nun plant die TIWAG in diesem Bereich die Trasse der Druckrohrleitung neu.-
Die vorgesehenen Aufräumungsarbeiten gestalten sich schwierig; das Bett des Tauernbaches kann derzeit nicht wie schon länger vorgesehen gesichert werden, die Lawinengefahr ist zu groß, berichtet die TT nunmehr.
Die Frage stellt sich, warum die TIWAG derart hartnäckig an Groß-Wasserkraftwerken festhält, auch wenn sie wirtschaftlich mehr als fragwürdig sind.
Im Falle Tauernbach-Kraftwerk gibt es offenbar zwei Hintergründe:
Die regionale Triebfeder ist politischer Natur: Über den Kraftwerksbau erhofft sich seit Jahren die in den roten Zahlen stehende Gemeinde Matrei ein Verbesserung ihrer Finanzen. Inzwischen hat die TIWAG der Gemeinde Matrei Geld für einen Gundverkauf überwiesen, welches aber im Falle eines Nicht-Bauens wieder an die TIWAG zurückfließen soll.
Ein zweiter Grund ist in der Struktur der TIWAG, genauer ihres Aufsichtsrates zu suchen und zu finden. In "dietiwag.org" wird an einem anderen fragwürdigen Wasserkraftwerksbau der TIWAG (GKI) detailliert dargelegt, dass sich der Aufsichtsratsvorsitzende der TIWAG - ein Zementhersteller - an TIWAG-Aufträgen dumm und dämlich verdient.
Andere österreichische Kraftwerksgesellschaften stellen für private Photovoltaikstromerzeuger preisgünstige Speicherkapazität bereit (Kelag) oder machen Werbung für private Photovoltaikanlagen (Salzburg AG). Die TIWAG soll als Melkkuh für andere Interessen dienen und plant immer noch bedenkliche Großwasserkraftwerke, deren Zeit schon lange abgelaufen ist.
Es war ja zu erwarten: Mangels irgendwelcher positiver Vorschläge soll wieder eine Diffamierung in Szene gesetzt werden, um sich im Wahlkampf bemerkbar zu machen.
Nachdem schon in den vergangenen Jahren immer wieder mit abstrusen Horror-Behauptungen Natura 2000 an der Isel und ihren Zubringern verunglimpft worden war ("halb Osttirol unter Käseglocke", "Bezirk unter Käseglocke", "Super-Gau für Wirtschaft"...), versucht die FPÖ mit diesem Thema nunmehr wieder politisches Kleingeld zu machen. Sie spricht von "Etikettenschwindel" und fordert eine Rücknahme der Ausweisung der Isel und einiger Zubringerbereiche.
Die "Tiroler Tageszeitung" bringt es auf den Punkt: "Es war der falsche Paragraf" - ein Umstand, der sich unschwer korrigieren oder ergänzen lässt.
Viel wichtiger als solche Ablenkungsmanöver mit juristischen Spitzfindigkeiten erscheint aber eine konkrete inhaltliche Diskussion. Hier ist es eine fachliche Tatsache, dass die Lebensräume der Isel und ihrer Zubringer das größte und vitalste Vorkommen Österreichs der Ufer-Tamariske beherbergen, die in Mitteleuropa nahezu verschwunden ist; sie sind in das europaweite Natura 2000-Netzwerk einzubringen. Betroffen davon ist das öffentliche Wassergut, welches uns allen gehört. Die Ausweisung ist nach "rein fachlichen Gesichtpunkten" vorzunehmen; die Verpflichtung hierzu wurde von Österreich bei seinem Beitritt zu Europäischen Union übernommen.
Wenn allerdings die FPÖ auch bemängelt, dass die derzeitige Ausweisung nach politischen Gesichtspunkten erfolgt sei und nicht alle einzubringenden Bereiche umfasse, ist ihr hierin beizupflichten. Gerade deshalb fordern ja auch Fachleute, NGOs und die EU selbst die Vervollständigung der Nominierung. Auch im Gutachten von Prof. Wimmer ist eindeutig festgehalten (S. 5), dass fachliche Einwände "von den einschlägigen Fachdisziplinen zu beantworten" seien.
Bis heute hat man noch keine konkreten Belege für die pauschal behaupteten Nachteile von Natura 2000 an den Schotterbänken der Isel und ihrer Zubringer nennen können. Gerade einer angeblichen "Heimatpartei" stünde es gut an, für Kostbarkeiten unseres Landes einzutreten anstatt Schauerpropaganda dagegen zu machen.
Ein positiver Kontrast:
Über die erfreulichen Auswirkungen des Förderprogramms Natura 2000 in der Iselregion berichten Tiroler Tageszeitung und Dolomitenstadt.
"Eine weltweite Energiewende hin zu 100% erneuerbarer Stromversorgung ist nicht mehr nur eine reine Zukunftsvision, sondern greifbare Realität" berichtet oekonews über eine Ende 2017 fertiggestellte und nunmehr veröffentlichte Studie der Lappeenranta University of Technology (LUT).
Bis 2050 ist eine vollständige Dekarbonisierung bei gesicherter Stromversorgung zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich. Photovoltaik wird 2050 wegen weiter fallender Kosten der wichtigste Pfeiler des erneuerbaren Energiesystems sein, gleichzeitig werden die durchschnittlichen Stromkosten und Energieverluste sinken und mehr Arbeitsplätze entstehen.
"Die Energiewende ist nicht länger eine Frage von technologischer Umsetzbarkeit oder wirtschaftlicher Rentabilität, sondern eine Frage des politischen Willens".
Auf diese Verantwortung werden wir die Politik noch eindringlicher als bisher hinweisen müssen.
So haben wir z.B. in Westösterreich ganz besonders gute Voraussetzungen für die Nutzung der Sonnenenergie zur Strom- und Wärmeerzeugung, wie schon lange bekannt ist.
Und auch schon längst nachgewiesen ist, dass ganz Tirol mit Solarstrom versorgt werden könnte, wenn man die vorhandenen Dachflächen hierzu nützte.
Höchste Zeit also für das Land Tirol, statt weiterer fragwürdiger Wasserkraftprojekte endlich breitgestreut die absolut unschädliche Nutzung unserer Sonne für Strom- und Wärmeerzeugung zu forcieren!
Zum Nachlesen:
Zusammenfassung der Studie durch oekonews;
dort ist auch die Studie selbst sowie eine Kurzfassung abrufbar, ergänzt durch weitere Links zu Ländern und Regionen.