Unter diesem Titel wendet sich die Bürgerinitiative Lebensraum Matrei vehement gegen die Position des TVB Nationalpark. Die Aussendung im Wortlaut:
Die Bürgerinitiative lehnt die die Stellungnahme des TVB Nationalpark, in der das Pumpspeicherkraftwerk „begrüßt“ wird, entschieden ab. Die Sprecher von „Lebensraum-Matrei“ sind der Meinung, dass die Auswirkungen auf den Tourismus in der Region äußerst gravierend sind und nicht durch entsprechende „Ausgleichsmaßnahmen“ abgegolten werden können. Der Imageschaden für die Nationalparkregion direkt am Eingang zum Bezirk ist schon jetzt enorm und wird vor allem während der Bauzeit nachhaltig den Tourismus im Bezirk beeinträchtigen. Der mühselig über Jahre aufgebaute Ruf als naturnahe Region wird zerstört und die enormen Werbemittel wurden umsonst ausgegeben.
Wie man einen verschlammten, teilweise halbvollen Stausee am Eingang zum Nationalpark seitens des Tourismusverbandes „begrüßen“ kann, ist der Bürgerinitiative ein Rätsel. Noch dazu wenn der Stausee von der Felbertauernstraße direkt einsehbar ist.
Selbstverständlich ist auch die Bürgerinitiative für eine Reaktivierung der Prossegklamm, die Hängebrücke im Bereich des Steiner Wasserfalles ist sogar die Idee von GR Mag. Bernd Hradecky, selbst Mitgliedes der Bürgerinitiative. „Meine Idee der Hängebrücke mit dem Kraftwerk in Verbindung zu bringen ist eine Dreistigkeit. Es gab schon vor der Kraftwerksdebatte Gespräche mit der Felbertauernstraße, die durchaus Interesse an einer Finanzierung gezeigt hat,“ meint Bernd Hradecky.
Weiters wird vom TVB Nationalpark der Ausbau der Schischaukel Kals-Matrei, die Errichtung eines Erlebnisbades und sogar die Finanzierung der Thermensuche im Defereggental mit dem Kraftwerk in Verbindung gebracht. „Dass Deferegger für das Kraftwerk sind, wenn sie nicht direkt betroffen sind und dafür die Finanzierung der Thermensuche in Aussicht gestellt bekommen, ist leicht zu verstehen. Sachlich ist das aber nicht und mit solchen Methoden ein Ja im TVB zu erreichen ist nicht in Ordnung“ so die Bürgerinitiative.
„Da wird ein Wunschzettel mit allen möglichen Vorhaben mit dem Kraftwerk in Verbindung gebracht. Nur ist die TIWAG kein Flaschengeist der einfach nur Wünsche erfüllt. Jede dieser Maßnahmen müssen wir und die nachfolgenden Generationen auf Heller und Pfennig bezahlen“, meint die Bürgerinitiative und stellt sich damit eindeutig gegen die unsachliche Argumentation des TVB.
Die Ursprünglichkeit, die behutsam genutzte und seit Jahrhunderten gestaltete Natur- und Kulturlandschaft sowie die intakten Flusslandschaften sind das Kapital von Osttirol und für dessen Tourismus in der Zukunft. „In wenigen Jahren werden diese Flüsse die letzten unverbauten in Österreich sein, daher ist es für uns unverständlich, wie Obmann und Aufsichtsrat des TVB das Kraftwerk „begrüßen“ und diese einzigartigen Schätze unseres herrlichen Landes für ein paar „Ausgleichsmaßnahmen“ verkaufen wollen,“ kritisiert die Bürgerinitiative.
Das Sprecherteam der Bürgerinitiative
„Lebensraum Matrei“
„Halali auf Cross-Border-Geschäfte - US-Finanz nimmt grenzüberschreitende Mietverträge ins Visier“ titelte die Tiroler Tageszeitung am 13. September und berichtet über die jüngste Entwicklung.
Seit 12. März 2004 sind Cross-Border-Deals in den USA nicht mehr möglich, jetzt nimmt die US-Finanz die zwischen 1999 und 2004 abgeschlossenen Geschäfte unter die Lupe. Der Vorwurf: „missbräuchliche Steuerumgehung“. Steuergewinne in Milliardenhöhe stehen auf dem Spiel, denn die US-Finanz verlangt in einer internen Anweisung vom 29. Juni Härte bei Betriebsprüfungen. Steuervorteile aus CBL-Geschäften seien nicht zu gewähren.
Während die Tiwag keine Gefahr erkennen kann, meint der deutsche CBL-Fachmann Ulrich Eder, dass die Investoren versuchen würden, aus den „steuerlich verunglückten“ CBL-Verträgen auszusteigen.
Zur Erinnerung: Auch vier Kraftwerke der Tiwag in Osttirol (Amlach, Heinfels, Leibnitzbach, Kalserbach) sind mit Grundbuch-Eintragungen von US-Trusts belastet.
Für Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer (WK) Österreich, sind Landesbeteiligungen an Großunternehmen heute nicht mehr zeitgemäß.
Zwar sei die Entscheidung über den Verkauf von landeseigenen Unternehmen eine Sache der Eigentümer, "Tiwag und Hypo Tirol Bank sollten jedoch privatisiert werden", erklärte Leitl im Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung.
Rund 150 Experten aus 17 Nationen (z.B.aus den USA, Kanada, Neuseeland) diskutierten im Haus des Wasser, St. Jakob über das komplexe Wirkungsgefüge zwischen Wasser- und Geschiebehaushalt. Im Rahmen von mehreren Exkursionen an der Schwarzach, Isel und Oberen Drau wurden die spezifischen Problembereiche in den Alpen angesprochen:
Geschiebedefizit, Eintiefung, Raumknappheit etc.. Die Teilnehmer zeigten sich begeistert über die noch vorhandene Dynamik und auch von den Revitalisierungsmaßnahmen an der Drau und Isel.
Thema bei der Konferenz waren auch die geplanten Kraftwerke und ihre Auswirkungen auf den Geschiebehaushalt. Besonders diskutiert wurde das Pumpspeicherkraftwerk am Tauernbach. Hier wurden Bedenken geäußert, dass der Wasserentzug im Sommer zu einer Verstärkung des Geschiebedefizits in der Isel und Drau mit all seinen negativen Auswirkungen (Eintiefung, Grundwasserabsenkung, Unterkolkung Ufer, höhere Instandhaltungskosten etc.) führen könnten.
In aller Stille steht seit kurzem ein zusammenfassender Bericht über die verschiedenen Stellungnahmen zum Optionenbericht auf der Homepage der Tiroler Landesregierung. Es wurden dabei Stellungnahmen bis zum 23. August einbezogen. Die Entscheidung der Landesregierung über die weiter zu verfolgenden Kraftwerksprojekte (darunter auch Neubau Raneburg-Matrei) fiel schon am 15. August – dabei wurden ganz offensichtlich die Argumente nicht einmal abgewartet und ignoriert. Den Bericht gibt es zum Download in unserer Rubrik Materialien.
Über die Vorgangsweise von Land und TIWAG kann man sich nur wundern. Sie wollen ein Pumpspeicherkraftwerk im Tauerntal bauen (dem ein Iselkraftwerk folgen würde; zweifellos zwei schwere Eingriffe). Zum Glück für die vielen Gegner gehen sie aber so vor, dass der Widerstand ständig zunimmt. Er wurzelt in ÖVP-Kernschichten.
Sogar eingefleischten Parteigängern nimmt es den Atem, dass fast ein Jahr lang nicht einmal Kontakt mit den Betroffenen aufgenommen wurde. Mehr noch: Ein Gemeinderatsbeschluss, nicht nach Wunsch ausgefallen, wird ignoriert, der Planungsbeschluss ungerührt davon bekräftigt.
Das macht die Missachteten zornig, die Bürgerinitiative stärker. Dabei ist das riesige Protestpotential gegen eine Iselnutzung noch nicht einmal angezapft. Sollte da nicht blanker Dilettantismus herrschen, sondern Strategie im Spiel sein, so bieten sich zwei Erklärungen an: Entweder das Land baut darauf, den Widerstand mit einem attraktiven Angebot zu zerbröseln. Oder es ist willens, einfach drüberzufahren. Das wird aber nicht ohne politischen Schaden abgehen.
Kommentar in der Tiroler Tageszeitung vom 12. September 2005
Die Bilder der Katastrophen in Nordtirol sind nicht vergessen. Muren, Überschwemmungen, Hochwasser! Die Schrecken des Sommers 2005 dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Unsere Politiker müssen neue Gefahrenquellen vermeiden. Was nützt's, nach abgerutschten Hängen, überfluteten Häusern, verschütteten Tälern, Ursachenforschung zu betreiben. Potentielle Gefahrenherde gehören im Vorfeld ausgeschaltet.
Dazu zählt zweifellos das geplante Pumpspeicherkraftwerk Raneburg. Es grenzt an grobe Fahrlässigkeit in einem Tal, das geologisch instabil ist, eine gewaltige Staumauer hinzustellen und dahinter 20 Millionen Kubikmeter Wasser aufzustauen. Daher an Tirols Politiker der flammende Appell: Hände weg vom Tauerntal!
Kommentar in der Kleinen Zeitung vom 11. September 2005
"Aufstand gegen Kraftwerk" titelte am Sonntag die Kleine Zeitung und die TT berichtete: "Etwa 300 Besucher verfolgten die Erläuterungen auf Stühlen, Stufen und stehend. Die meisten hatten beim Eingang gegen das Kraftwerksprojekt unterschrieben. Die Atmosphäre war sachlich. Viel Applaus, aber keine groben Worte." Viele Aspekte - Sicherheit, Ökologie, Geschiebe, Tourismusschaden, Flächenverlust - kamen zur Sprache. "Wollen wir den Nationalparkbesuchern als erstes einen Pumpspeicher zeigen?", fragte AV-Obmann Raimund Mühlburger. Man will nicht. Bauernobmann Friedl Schneeberger fasste unter großem Applaus zusammen: "Wir wollen das Vorhaben zu Fall bringen."
Eine Privatisierung von Landesenergieversorgern forderte der Präsident der Industriellen-Vereinigung Veit Sorger am Rande des Forum Alpach und nannte dabei dezidiert auch die TIWAG (Tiroler Tageszeitung 2. Sept. 2005).
Anmerkung: Sollen mit neuen Kraftwerken noch mehr Tiroler Wasserrechte in die Hand irgendwelcher fremder Konzerne gespielt werden?