beschreibt ein TIWAG-Mitarbeiter (verständlicherweise bleibt sein Name ungenannt) die Situation nach der politischen Entscheidung, die Kraftwerksprojekte voranzutreiben.
"Zum Abschuss frei"
überschreibt die Kleine Zeitung in ihrer heutigen überregionalen Ausgabe einen Kommentar zu den Folgen einer Kraftwerksplanung im Nationalpark Hohe Tauern.
Van Staa lässt Katze aus dem Sack
Zuerst fasste am 27.6.2006 die Tiroler Landesregierung den Beschluss, die Tiwag möge die vier bisherigen Kraftwerks-
projekte weiter vorantreiben und „alle zur Realisierung erforderlichen Maßnahmen setzen“.
Dann ließ LH van Staa für Osttirol in einem ORF-Interview die Katze aus dem Sack: die TIWAG möge eine Variante untersuchen, nach welcher der Pumpspeicher nicht im Tauerntal, sondern im benachbarten Frosnitztal errichtet werden solle – dies offenbar, um Widerstände in Matrei zu verringern.
Dass ein solcher Speicher nunmehr sogar im Nationalpark selbst liegen würde, weiß van Staa; er würde hierfür sogar das Tiroler Nationalparkgesetz ändern lassen.
Besser kann die Fadenscheinigkeit der Tiroler Naturschutzpolitik nicht aufgezeigt werden:
Um die Profite eines (noch) landeseigenen Stromkonzernes zu erhöhen, leitet Tirol - pünktlich zur 25-Jahr-Feier der Entstehung des Nationalparks Hohe Tauern und 15 Jahre nach dem Beitritt Tirols - die Zerstörung solcher Naturgebiete mit nationaler Bedeutung ein.
Wie beteuerte Tirols Landeshauptmann vor kurzem unter der Devise „Verpflichtung Naturschutz“?
„Der nachhaltige Schutz unserer Umwelt und unserer einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt ist eine Verpflichtung gegenüber der Bevölkerung und insbesondere gegenüber künftigen Generationen.“ (Tiroler Tageszeitung 18. November 2005)
Danke, Herr Landeshauptmann, für die nunmehrige Klarstellung Ihrer Wertordnung!
Wie bemerkte schon Horst Stern?
„Es ist sinnlos, mit Technokraten zu streiten. Sie kennen den Preis von Allem und den Wert von Nichts“
.... stellt auch die Schweizer Energiestiftung in ihrem neuesten Newsletter fest und hat zur Pumpspeicherung eine Stellungnahme veröffentlicht, die sich mit unserer eigenen Ablehnung haargenau deckt:
Pumpspeicher vernichten Strom, fördern den Weiterbetrieb von Atom- und Kohlekraftwerken, fördern den CO2-Ausstoß, bei Pumpspeicherwerken geht es um das internationale Stromgeschäft, Pumpspeicherung belastet die Gewässerökologie und Pumpspeicherwerke bergen wirtschaftliches Risiko.
Auch andere wertvolle Unterlagen und Argumente sind bei der Schweizer Energiestiftung zu finden.
Außerdem kann man von dort einen regelmäßigen Newsletter beziehen.
Liebe Besucher unserer Website,
wir arbeiten schon eine Zeitlang daran, doch die Exkursion der Hochschule für Bodenkultur an die Isel (Bericht unten) brachte die konkrete Ausführung: Wir wollen Ihnen die Besonderheiten der Isel näher bringen – nicht unter „Fotoreportagen“, sondern in einer eigenen Rubrik mit dem Titel „Flussjuwel Isel“. Auch die Isel wäre ja durch den Bau eines Pumpspeicherwerkes Raneburg-Matrei bedroht.
Erste Kapitel stehen im Netz; weitere werden in den nächsten Wochen folgen. Blättern Sie gelegentlich nach, welche Besonderheiten über den letzten Gletscherfluss der Alpen zu vermerken sind.
Immer wieder fordern Wissenschafter die ungeschmälerte Erhaltung der Isel als letztes intaktes Gletscherfluss-System der Alpen
Die Isel ist regelmäßig Ziel von Exkursionen und Fachleuten, die die einzigartigen Besonderheiten dieses Gletscherflusses kennen lernen wollen.
Im Vorjahr z.B. tagten im Rahmen einer internationalen Geschiebekonferenz rund 150 Experten aus 17 Staaten in Osttirol und besuchten auch die Isel, von deren Dynamik sie begeistert waren (vgl. Archiv/September 2005).
Gestern kam eine Exkursion der Universität für Bodenkultur Wien mit über 50 Teilnehmern an die Isel und diskutierte hier schutzwasserbauliche und gewässerökologische Fragen. Die Isel ist deshalb von so großer Bedeutung, da sie der letzte freifließende Gletscherfluss der gesamten Alpen ist.
Univ.Prof. Dr. Matthias Jungwirth erläuterte auch,
wie wichtig die Erhaltung letzter, funktionierender Ökosysteme als Gegenstand für Forschung und Wissenschaft ist. Im gesamten Alpenraum ist kein vergleichbares gletschergespeistes Flusssystem in intaktem Zustand mehr vorhanden.
Ein Bau von Raneburg-Matrei würde das Abflussverhalten der Isel stark verändern und ist daher entschieden abzulehnen.
Auch die Kleine Zeitung berichtet über diesen Besuch (Download).
Jungwirth hatte schon im Jahre 2001 eine gewässerökologische Stellungnahme zur Bedeutung der Isel für Natura 2000 abgegeben.
„Hehn gegen Kraftwerk
Schauspieler Sascha Hehn hat gegen das Pumpspeicherkraftwerk in Raneburg unterschrieben"
titelt die Kleine Zeitung heute in ihrem Osttirol-Teil.
Im Gegensatz zu einem Harald Krasnitzer, der die projektierten Kraftwerksbaustellen gar nicht kennt (und der Meinung ist, die Tiwag baue „sanft“, solange nicht Millionen Menschen wie in China ausgesiedelt werden müssten!), weiß Herr Hehn sehr wohl aus eigener Anschauung, was durch den Bau eines Pumpspeicherkraftwerkes Raneburg-Matrei in Osttirol verloren ginge.
„Wir haben das Wort ENTEIGNUNG nie gesagt und werden es nie sagen!“ So sprach wörtlich am 2.3.2006 in Matrei Herr Dr. Boes, der Tiwag-Verantwortliche für Raneburg-Matrei.
„Das Land Tirol wird niemanden enteignen!“ sprach der Herr Landeshauptmann von Tirol höchstselbst in einem „Exklusiv-
interview“ (Vorzeigebeispiel für kritischen Journalismus aus der PR-Abteilung der Tiwag – gefunden im Journal Mai/Juni 2006, einer durch Werbeeinnahmen finanzierte Gratiszeitschrift im Bezirk Lienz).
Allerdings – nun kommt es dick – er sprach weiter:
„Wenn aber im Zuge eines Behördenverfahrens Enteignungen in Erwägung gezogen werden oder notwendig sind, dann entscheidet nicht die Politik, sondern ein unabhängiges österreichisches Gericht“.
Und vorsorglich sichert sich die Tiwag schon Unterstützung für den selbstlosen Gang zum „unabhängigen österreichischen Gericht"– siehe Ausschreibung in der amtlichen „Wiener Zeitung“ vom 27. Mai 2006
Kurz und gut:
van Staa und Tiwag wollen nicht enteignen, sondern bloß enteignen lassen ....
Kann man sich die Hände wirklich so in Unschuld waschen?
Übrigens: Die Kleine Zeitung fand einen ergänzenden Kommentar zu obigem Interview.
Download Kleine Zeitung