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Am Nachmittag des 24. Juli traf man sich in Kals zum zweiten Runden Tisch zur Natura 2000-Ausweisung des Iselgebietes.
LHStv. und Naturschutzlandesrätin Felipe hatte eingeladen; gekommen waren politische Mandatare: die LA Kuenz und Mayerl (ÖVP) und Schett (Vorwärts Tirol) sowie die meisten ÖVP-Bürgermeister der Region, Ämtervertreter, Vertreter der Grünen und verschiedener NGOs (Umweltdachverband, Alpenverein, WWF) sowie die regionalen Initiativen.
Nach Begrüßung und einem kurzen Rückblick auf die Ergebnisse des ersten Runden Tisches in Matrei wurden die inzwischen vorliegenden drei verschiedenen Ausweisungsvorschläge vorgestellt und erörtert.
Der Umweltdachverband schlägt die gesamte Isel mit ihren Zubringern vor - in weitgehender Übereinstimmung mit der Meinung weiterer NGOs und vieler einschlägiger Fachleute (vgl. Wissenschafter richten Isel-Appell an Politiker). Er berücksichtigt damit alle aktuellen Standorte der Tamariske sowie auch Potentialflächen (mögliche Standorte), die für Verbesserung des Erhaltungszustandes von Bedeutung sind, wie es auch in Natura 2000 vorgesehen ist.
Der Mini-Vorschlag des Planungsverbandes 34 bezieht sich nur auf ein Stück der unteren Isel und spart alle derzeitigen Planungsbereiche für Kraftwerke im Defereggen-, Virgen-, Tauern- und Kalsertal mit allen dortigen aktuellen Standorten des Lebensraumtyps 3230 von vorneherein aus.
Über das Zustandekommen dieses Vorschlages ist ja mehrfach berichtet worden über Querschüsse und das Zurechtbiegen von Studien.
Als drittes wurde ein "koordinierter Fachvorschlag" (Umweltabteilung des Landes Tirol mit Fachleuten der Firma Revital) vorgestellt, welcher die Isel durchgehend und die wichtigsten Standortbereiche der Deutschen Tamariske an der Schwarzach und am Tauern- und Kalserbach zur Nominierung vorsieht.
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Alle drei Vorschläge waren nach den EU-Anforderungen für Natura 2000 fachlich beurteilt worden; Vorschlag eins und drei entsprachen diesen, Vorschlag 2 (Planungsverband) bei weitem nicht.
An diese Präsentation schloss sich eine ruhige Diskussion zwischen den Fachleuten der NGOs und den Erstellern des "Fachvorschlages" zum Für und Wider der ersten und dritten Variante an. Die NGOs plädierten mit dem Hinweis auf den europaweit schlechten Erhaltungszustand dieses seltenen Lebensraumes für eine Vollausweisung; die Bestände an der Isel und ihren Zubringern sind das zentralalpine Rückgrat des Lebesnraumtyps "Gletscherflüsse mit Ufergehölzen mit Deutscher Tamariske".
Der "Fachvorschlag" enthält wohl die meisten wichtigeren Habitate und wurde von seinen Urhebern als für "Brüssel ausreichend" argumentiert.
Dann aber ging es los:
BM Köll propagierte seine eigene Studie und bezeichnete den Fachvorschlag als "zweiten Versuch, uns hineinzulegen"; dies sei "inakzeptabel"; Köll drohte mit dem Europäischen Gerichtshof und der Herausnahme von Gebieten aus dem Natura 2000-Gebiet Nationalpark Hohe Tauern; die seinerzeitige Einbringung des Nationalparks sei "eine der größten Unrechtshandlungen des Landes Tirol gegenüber der Osttiroler Bevölkerung gewesen"....; man verwahre sich gegen eine nunmehrige ähnliche Vorgangsweise, dies sei völlig unakzeptabel, er verlange unverzügliche Gespräche mit dem Landeshauptmann von Tirol.
In einer deutlichen Replik hielt der Kalser BM Klaus Unterweger fest, dass man mit dem Nationalpark Hohe Tauern keineswegs "hereingelegt" wurde, sondern dass dieser eine Erfolgsgeschichte geworden sei und zu einer erfreulichen Dynamik geführt habe und sich sehr positiv ausgewirkt habe.
In weiterer Folge kamen wiederum von Politikerseite die altbekannten Argumente: Man sei nicht grundsätzlich gegen Natura 2000, allerdings: ein Kompromiss müsse gefunden werden, saubere Energie sei wichtig, man benötige Kraftwerke als finanzielle Zubuße, man habe ohnehin das strengste Naturschutzgesetz Österreichs, man fürchte um Gewerbegebiete, Abwanderung in den Tälern drohe, der Mensch müsse Vorrang haben usw. usw. -
- und all diese Aufregung wegen einiger Sand- und Schotterbänke im Öffentlichen Wassergut der Isel und ihrer Zubringerbäche!
Sämtliche Fragen von von NGO-Vertretern an die Mandatare nach tatsächlichen konkreten Nachteilen blieben unbeantwortet; in nahezu autistischer Art verharrte man auf der Gegenseite bei solchen Allgemeinbedenken und unbestimmten Untergangsszenarien.
Medien hierzu:
"Tirol heute" und "Dolomitenstadt" berichteten als erste; auch in den Internet-Landesnachrichten lässt sich nachlesen und Köll anhören.
Die Tiroler Tageszeitung meldet einen Offenen Konflikt um Natura 2000 und berichtet davon, dass die Ortschefs mit einer Volksbefragung drohen und die ÖVP sich vor zuviel Grün fürchtet.
Die Kleine Zeitung bringt eine Reihe politischer Stellungnahmen, z.T. überlegenswert, z.T. abstrus.
Dahingestellt sei, wie sinnvoll der Versuch politischer Kleingeldwechslerei und Drohgebärden ist, wenn dadurch die Iselregion für weitere Jahre in Ungewissheit gehalten wird.
Sicher ist, dass Natura 2000- Ausweisungen nach fachlichen (und nicht politischen) Gesichtspunkten zu erfolgen haben. Die Iselregion ist in der Fachwelt inzwischen schon längst allzu bekannt, als dass man mit fragwürdigen Studien die Realität weginterpretieren könnte.
Auch wird sich mit dörflichen Volksabstimmungen kaum Europarecht außer Kraft setzen lassen.